Trauerrituale nach Fehlgeburt
Verliert man einen geliebten Menschen, ist Trauer ein wichtiger Aspekt, um diesen Verlust zu verarbeiten. Manchmal fällt es leichter von den Großeltern oder von sonstigen Verwandten Abschied zu nehmen, da man auf gemeinsame Zeiten zurückblicken kann. Kommt das eigene Kind tot auf die Welt oder erleidet man eine Fehlgeburt, gibt es quasi keine gemeinsame Zeit, woran man sich zurückerinnern kann. Für den Trauerprozess nach einer Fehlgeburt ist es daher wichtig, sich „Erinnerungen“ zu schaffen, damit die Existenz des Babys realer und wirklicher wird – denn es hat ja tatsächlich existiert. Hierfür gibt es einige Trauerrituale, die dabei helfen können.
Geben Sie dem Kind einen Namen
Hierbei kommt es nicht darauf an, dass der Name auf dem Amt Bestand hat, vielmehr gilt der Name nur für Sie und Ihren Partner. Haben Sie eine Fehlgeburt gehabt und wissen nicht, ob Sie ein Junge oder ein Mädchen verloren haben, genügt auch ein Name, wie Zwerg oder Sternchen. Wichtig ist, dass Sie das Kind benennen können, als einen Teil der Familie. So sprechen Sie ganz konkret von „Sternchen“ und nicht nur von Ihrem Kind. Das verstorbene Baby wird realer, auch für Freunde und Verwandte. Es fällt leichter sich von jemand zu verabschieden, wenn ein Name vorhanden ist. Auch die Erinnerung fällt dann leichter. Man spricht dann nicht von irgendeinem Kind, vielmehr von einem ganz bestimmten Baby, dass es einmal gegeben hat.
Ein passendes Symbol kann helfen
Stirbt ein Kind am Anfang der Schwangerschaft, ist es wichtig, ein Symbol für das Baby zu suchen. Gehen Sie in sich und überlegen Sie, was zu Ihrem Kind passen könnte. Das kann ein Licht oder eine Blume sein oder ein Stern am Himmel zu dem Sie und Ihr Partner dann und wann sprechen können. Folgen Sie bei der Auswahl des Symbols ganz Ihrem Gefühl, es wird Ihnen zeigen, wie Sie sich entscheiden sollen. Sie allein werden das richtige Symbol finden, das zu Ihrem Kind passt und Ihnen Trost spenden kann.
Kreativität ist wichtig
Kreativität kann helfen über den schrecklichen Schmerz des Verlustes hinwegzukommen. Schreiben Sie alles auf, was Sie beschäftigt oder schreiben Sie an Ihr Kind einen Brief. Über das Schreiben, verarbeiten viele Menschen den schrecklichen Verlust. Auch beim Malen werden viele Frauen Erleichterung empfinden und wer gerne singt, sollte es damit versuchen. Gerade in schwierigen Zeiten des Lebens werden Menschen gerne kreativ, auch wenn sie diese Seite in ihrem bisherigen Leben nicht bei sich gefunden haben. Manche Frau hat nach einer Fehlgeburt „neu angefangen“ und Dinge lieb gewonnen, die ihr vorher fremd waren oder mit denen sie so gar nichts anfangen konnte.
Gespräche mit dem Baby
Genauso wie man während der Schwangerschaft mit seinem Kind im Bauch spricht, sollte man das auch nach einer Fehlgeburt tun. Nehmen Sie über das Gespräch Kontakt zu dem toten Baby auf, so wird es realer für Sie werden und Sie spüren, dass es tatsächlich einmal da war. Sprechen Sie, wann immer Sie möchten mit Ihrem Kind, das wird Ihnen guttun. Auch wenn die Tränen dabei fließen werden, helfen Gespräche mit dem toten Baby ungemein bei der Verarbeitung des Schmerzes.
Erinnern tut gut
Sammeln Sie alles, was Sie an Erinnerungen an Ihr totes Kind haben: Dass können Ultraschallbilder und der Mutterpass sein oder ein Foto von Ihrem Babybauch.
Bei einer Stillgeburt haben Sie die Möglichkeit, Fotos von Ihrem Baby zu machen. In den Kliniken gibt es meist sogar eine Kamera hierfür. Fotografieren Sie Teile Ihres Kindes, wie beispielsweise die Hand oder ziehen Sie Ihr Kind an, um es ganz und mit unterschiedlicher Kleidung zu fotografieren. Manche Familien machen auch gerne ein Familienfoto als Erinnerung.
Gestalten Sie ein Fotoalbum mit all den gesammelten Dingen, das Sie jederzeit hervorholen können, wenn es Ihnen danach ist.
Für viele Frauen ist es wichtig, sich einen Raum für Erinnerungen zu schaffen. Dies kann im Haus oder im Garten sein. Eine Ecke, wo Sie Bilder und andere Dinge platzieren, die Sie an Ihr Baby erinnern, tut einfach gut und kann durchaus hilfreich sein. Dort ist auch Platz für eine Kerze, die dann und wann entzündet wird.
Ein Raum der Erinnerung kann auch ein Teil des Gartens sein, wo eine Pflanze an das Kind erinnert. Auch hier kann ein Licht in einer Laterne angezündet werden.
Beerdigen Sie Ihr Kind
Jedes Bundesland hat in Deutschland, bezüglich der Bestattung von Fehl- und Totgeburten, andere Richtlinien. Lassen Sie sich nicht durch die Bürokratie aufhalten Ihr Baby zu beerdigen, denn auch ein Grab ist eine Erinnerungsstätte. Findet Ihr Kind auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte, haben Sie einen Platz, den Sie immer wieder aufsuchen können. Ein Grab ist für viele Paare wichtig, um das Geschehene besser verarbeiten zu können.
Die Bestattung können Sie in aller Stille durchführen lassen oder aber auch eine richtige Trauerfeier planen, die Sie selbst mitgestalten dürfen. Auch das hilft bei der Verarbeitung des Verlustes. Ebenso haben auch Ihre Verwandten die Gelegenheit Abschied von Ihrem Baby zu nehmen.
All diese Trauerrituale können Frauen helfen, den tief sitzenden Schmerz nach einer Fehl- oder Totgeburt besser zu verarbeiten. Welches Ritual jedoch das richtige ist, kann im Vorfeld nicht gesagt werden. Entscheiden Sie einfach aus dem Bauch heraus, ob Gespräche mit Ihrem Kind für Sie wichtig sind, ob ein Platz der Erinnerung Ihnen weiterhilft oder ob Sie nur am Grab Ihres Babys zur Ruhe kommen.
Am allerwichtigsten ist es nach wie vor, über das schreckliche Ereignis zu sprechen und sich nicht vor der Welt zurückzuziehen. Denn nur wer den Schmerz auch zu lässt und nicht verdrängt, kann irgendwann mit dem Geschehenen zurechtkommen.
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