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Wie weh tun die Wehen?

So sehr sich werdende Mütter auf die Geburt ihres Kindes freuen, einer bestimmten Sache blicken viele mit Unbehagen entgegen: den schmerzhaften Wehen. Wie schlimm sind die Schmerzen tatsächlich? Wie lange dauern sie an? Sind sie wirklich sofort vergessen, sobald das eigene Kind in den mütterlichen Armen liegt? Diese und viele weitere Fragen gehen Schwangeren häufig durch den Kopf. Auch wenn die Schmerzen bei jeder Mutter und bei jeder Geburt anders wahrgenommen werden, gibt es einige wissenswerte Informationen zum Wehenschmerz.

Wie entstehen Wehenschmerzen?

Die Bibel bietet eine ganz eigene Antwort auf die Frage nach den Wehenschmerzen: Als Strafe dafür, dass Eva in den Apfel vom Baum der Erkenntnis biss, erlegte Gott der Frau schreckliche Schmerzen beim Gebären eines Kindes auf. Die moderne Wissenschaft erklärt die Sache etwas anders: In einer neuen Studie entdeckte die Frauenärztin Berith Karlsson Tingåker aus Schweden, dass die Schmerzen größtenteils vom Gebärmutterhals ausgehen. Während die Gebärmutter an sich fast ausschließlich aus Muskelfasern besteht, wird der Gebärmutterhals hauptsächlich aus festem Bindegewebe mit vielen Kollagenfasern gebildet. Dieses harte Gewebe wird erst unmittelbar vor der Geburt weicher. Karlsson Tingåker untersuchte nun, wie sich das Gewebe der Gebärmutter bei Schwangeren und Nicht-Schwangeren hinsichtlich der Schmerzrezeptoren unterscheidet. Die Frauenärztin stellte fest, dass in der Schwangerschaft so gut wie keine Schmerzrezeptoren in der Gebärmutter zu finden waren. Die Nerven im Gebärmutterhals dagegen, der sich bei der Geburt langsam ausdehnen muss, blieben unverändert schmerzempfindlich.

Natürlich hilft das Wissen darum, wo genau der Schmerz entsteht, betroffenen Müttern nicht direkt weiter – es schmerzt so oder so. Doch die Wissenschaft kann die neu gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um ein neues Schmerzmittel zu entwickeln, das genau am Gebärmutterhals ansetzt, um die Wehenschmerzen erträglicher zu machen.

Wie fühlen sich die Wehen an?

Viele Frauen vergleichen die ersten Anzeichen der Wehen mit Menstruationsbeschwerden, etwa ein leichtes, unangenehmes Ziehen in Bauch oder Rücken. Nach und nach häufen sich die Wehen und nehmen an Intensität zu. Einige Schwangere beschreiben die Schmerzen als unerträglich, andere als äußerst stark, aber auszuhalten. In der Medizin wird eine Skala von eins bis zehn herangezogen, um die Stärke von Schmerzen zu beschreiben. Die eins steht für ein leichtes, unangenehmes Gefühl, die zehn beschreibt schier unerträgliche Schmerzen. Die ersten Wehen werden oft mit den Zahlen fünf bis sieben beschrieben. Der finalen Geburtsphase wird häufig eine sieben bis zehn zugeordnet, also handelt es sich in der Tat meist um sehr starke, erschöpfende Schmerzen. Interessanterweise werden die Presswehen oft als weniger schmerzhaft empfunden als die unmittelbar davor. Bei den Presswehen ist der Drang zu pressen stärker als die Schmerzempfindung.

Ein kleiner Trost ist es, dass die Wehen immer nur etwa eine Minute lang dauern. Dazwischen sind schmerzfreie Pausen von einer bis drei Minuten, in denen sich die werdende Mutter etwas erholen kann. Auch der Gedanke an das Neugeborene hilft vielen Schwangeren, die Wehen auszuhalten.

Schmerzlinderung oder Wehen aushalten?

In der Regel müssen sich Schwangere vor der Geburt entscheiden, ob ihnen schmerzlindernde Mittel verabreicht werden sollen oder nicht. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, sich im Vorfeld genau über die Situation zu informieren – während der Geburt ist keine Zeit und Muße mehr dafür. Wer sich gut vorbereitet fühlt, fühlt sich sicherer, hat mehr Vertrauen in den eigenen Körper, kann den Schmerz besser annehmen und sich entspannen. Wer dem Schmerz gelassen entgegenblickt, leidet weniger unter ihm. Schließlich geht es um etwas Schönes, um die natürliche Geburt des eigenen Kindes. Doch es gibt auch Faktoren, die den Schmerz schwieriger zu ertragen machen: Neben mangelndem Vertrauen in die Begleitperson und einem Gefühl der Hilflosigkeit ist es auch eine übertriebene Konzentration auf die Pein, die zu einem stärkeren Leiden führt. Müdigkeit, Hunger, Hitze und Kälte sowie ein unruhiges Umfeld machen die Wehenschmerzen ebenfalls noch unangenehmer.

Viele Frauen verzichten bewusst auf schmerzlindernde Mittel, da sie die Geburt als etwas Positives und Natürliches ganz authentisch erleben wollen. Wer sich für schmerzlindernde Mittel entscheidet, gibt einen Großteil der selbstständigen Kontrolle über die Situation ab. Es ist auch zu überlegen, ob der Schmerz ganz oder nur teilweise abgestellt werden soll. Letztendlich ist eine Schmerzlinderung immer mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Da Schmerzen aber etwas sehr Subjektives sind, muss sich niemand schämen oder schwach fühlen, der um Linderung bittet.

Viele natürliche Schmerzlinderungsmittel wie die richtige Atmung, Schwangerschaftsgymnastik, leichte Bewegungen, Visualisierungen und andere Entspannungstechniken, beruhigende Musik, Massagen, warme Wickel und Bäder sowie Akupunktur bieten oft wirksame Hilfe bei Wehenschmerzen. Sind die Schmerzen gar nicht zu ertragen, kann eine PDA (=Periduralanästhesie) durchgeführt werden, also eine örtliche Betäubung des Unterleibs. Millionen gesunder, natürlicher Geburten zeigen aber, das die Geburt trotz der Schmerzen in den meisten Fällen etwas Schönes und Wunderbares ist, das die meisten Mütter nicht missen möchten.

Bildnachweis: © S.Kobold – Fotolia.com


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