Skip to main content

Totgeburt verstehen

Das Baby durch eine Totgeburt zu verlieren, ist ein schmerzhafter Verlust – ein Schicksalsschlag, der sich nur schwer in Worte fassen lässt. Laut Statistiken erleben von 500 schwangeren Frauen sechs Frauen eine Totgeburt. Mediziner sprechen erst dann von Totgeburt, wenn das Kind mehr als 500 Gramm Geburtsgewicht hat. Mit einer Totgeburt meint man all jene Kinder, die bereits im Mutterleib oder während der Geburt verstorben sind.

Anzeichen für ein totes Kind im Mutterleib

Kindsbewegungen sind ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Schwangerschaft spürbar. Bewegt sich das Kind weniger als vorher oder gar nicht mehr, sollte die betreffende Frau sofort den behandelnden Arzt aufsuchen. Fehlen die Kindsbewegungen, kann das ein Anzeichen sein, dass das Kind nicht mehr lebt. Als weitere Anzeichen gelten vaginale Blutungen, starke Unterleibsschmerzen oder das frühzeitige Einsetzen der Wehen. Ein frühzeitiger Blasensprung mit Abgang von Fruchtwasser kann ebenso als Anzeichen festgemacht werden.

Ist das Baby bereits im Mutterleib gestorben, wartet man zunächst ab, ob die Wehen auf natürlichem Wege einsetzen. Ist dies nicht der Fall, erfolgt eine künstliche Einleitung der Geburt. Hierfür werden Medikamente eingesetzt.

Für zahlreiche Frauen ist der Gedanke ein totes Kind in sich zu tragen, erschreckend und sie streben eine baldige Geburt an. Andere Betroffene wollen sich Zeit lassen und warten gerne auf das natürliche Einsetzen der Wehen, um sich in Ruhe von ihrem Kind zu verabschieden.

Sonderfall: Zwillinge

Es kommt auch vor, dass bei Zwillingen ein Baby im Mutterleib verstirbt und ein Kind weiterlebt. In diesem Fall raten Ärzte meist dazu die Schwangerschaft weiterzuführen, damit das überlebende Kind weiter wachsen kann. Der Gedanke ein totes und ein lebendes Kind im Mutterleib zu haben, ist für viele kaum vorstellbar. Dennoch braucht das gesunde Kind vielleicht noch Zeit, bis es sich vollständig entwickelt hat.
Bei der Geburt werden dann beide Kinder geboren.

Das Baby stirbt während der Geburt

Im Mutterleib war noch alles in Ordnung und nichts deutete darauf hin, dass es zu Komplikationen während der Geburt kommen könnte – und doch ist es passiert, das Baby ist gestorben.

Oft werden die Komplikationen von der Nabelschnur oder der Plazenta ausgelöst. Es besteht nicht selten eine Sauerstoffunterversorgung. Auch Steißgeburten oder Geburten, bei der es zu einer Schulterdystokie kommt, können Risiken für eine Totgeburt darstellen.

Stirbt ein Kind während der Geburt, ist das ein sehr traumatisches Erlebnis für die Betroffenen.

Abschied nehmen und Erinnerungen schaffen

Nach einer Totgeburt, egal ob das Baby bereits im Mutterleib verstorben ist oder durch Komplikationen während der Geburt sein Leben lassen musste, raten Ärzte oft dazu, das Kind anzuschauen. Der Gedanke mag absurd klingen, ist aber für die Trauerbewältigung sehr hilfreich. Wer sich mit seinem toten Kind konfrontiert, in dem er es sich anschaut, vielleicht sogar ankleidet und auf den Arm nimmt, schafft sich die nötigen Erinnerungen, um den Verlust irgendwann überwinden zu können. Außerdem können sich die Eltern so in Ruhe von ihrem Kind verabschieden.

Laut Studien weiß man, dass es sehr hilfreich sein kann, das tote Kind zu betrachten und vielleicht sogar ein Foto von ihm zu machen. Die betreffenden Eltern verkraften den schmerzhaften Verlust dadurch besser. Durch die gemeinsame Zeit, die zwar nur sehr kurz ist, wird eine Erinnerung an das Baby geschaffen, die ein Leben lang anhält.

Viele Eltern sind im Zwiespalt, sie möchten ihr Kind einerseits sehen, haben andererseits große Angst davor. Wer in solch eine Situation kommt, sollte sich Zeit lassen für seine Entscheidung. Und letztendlich sagt Ihnen ihr Herz, was Sie tun sollen – vertrauen Sie auf Ihr Gefühl.

Können die Gründe für eine Totgeburt herausgefunden werden?

Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine Totgeburt und in zahlreichen Fällen kann der genaue Grund nicht herausgefunden werden. Laut Statistiken weiß man heute, dass in nur der Hälfte aller Totgeburten, die tatsächliche Ursache festgemacht werden kann.

Drei Untersuchungsmethoden stehen für die Klärung zur Verfügung: Einerseits kann ein Bluttest der Mutter aufschlussreich sein und die Ursachen klären, andererseits kann die Untersuchung der Plazenta Klarheit bringen. Nicht selten raten Ärzte aber auch zu einer Autopsie des Babys. Durch eine Autopsie kann die Todesursache herausgefunden werden. Eine Autopsie kann das Geschlecht des Kindes bestimmen und den Entwicklungsstand des Babys aufzeigen. Des Weiteren kann eine Autopsie gesundheitliche Probleme aufzeigen, auf die man bei einer erneuten Schwangerschaft achten sollte.
Wird Ihnen zu einer Autopsie geraten, müssen Sie sich in schriftlicher Form damit einverstanden erklären. Bevor Sie das tun, lassen Sie sich umfassend über diese Untersuchungsmethode informieren und entscheiden Sie in aller Ruhe.

Eine Autopsie kann Ihnen einerseits nützliche Informationen bieten, die für eine weitere Schwangerschaft wichtig sind, aber andererseits kann es durchaus auch vorkommen, dass der wahre Grund für den Tod Ihres Kindes nicht geklärt werden kann.

Ursachen einer Totgeburt

Wie bereits erwähnt, können in zahlreichen Fällen der Totgeburt keine klaren Ursachen erkannt werden. Dennoch gibt es bestimmte Risiken, die die Wahrscheinlichkeit einer Totgeburt erhöhen.
Dazu zählen körperliche sowie genetische Defekte beim Ungeborenen oder eine vorzeitige Plazentaablösung. Ebenso sind Präeklampsien, bestimmte Infektionen und eine Rhesus-Unverträglichkeit als Ursachen für die Totgeburt bekannt. Auch eine Schwangerschaftscholestase, eine Lebererkrankung der Mutter, führt in manchen Fällen zur Totgeburt. Das Risiko erhöht sich bei dieser Krankheit um 15 Prozent.

Auch bei zu früh geborenen Kindern wurden Totgeburten beobachtet, welche oft durch eine Plazentainsuffizienz ausgelöst werden.

Einen hohen Stellenwert nehmen auch chronische Grunderkrankungen der Mutter ein. Wenn die Mutter beispielsweise an Diabetes erkrankt ist, sollte Sie während einer Schwangerschaft besonders intensiv überwacht werden. Dasselbe gilt für Autoimmunerkrankungen.

Komplikationen während der Geburt, wie beispielsweise Sauerstoffmangel, können ebenfalls der Grund für das Versterben des Kindes sein.

Gerade bei voll ausgereiften Kindern liegt die Zahl der Totgeburten bei einem Drittel aller Schwangerschaften, wobei sich die Zahl bei Mehrlingsschwangerschaften erhöht.

Mutterschutz und weitere Rechte bei einer Totgeburt

Genauso wie bei einer ganz normalen Geburt haben Sie auch bei einer Totgeburt ein Anrecht auf den Mutterschutzurlaub sowie auf Mutterschutzgeld. Stellen Sie einfach einen Antrag bei der zuständigen Behörde.

Auch tot geborene Kinder können beim Standesamt eingetragen werden. Die Meldung muss allerdings spätestens einen Tag nach der Geburt erfolgen. Meist übernimmt dies die Klinik, in der Ihr Kind auf die Welt kam. Sie dürfen Ihrem Kind gerne einen Vornamen geben und erhalten dann auch eine Geburtsurkunde. Es besteht auch die Möglichkeit, das Kind ins Familienstammbuch eintragen zu lassen. All diese Eintragungen unterstreichen die tatsächliche Existenz des Kindes und ist für zahlreiche Eltern sehr wichtig.

Nach der Geburt müssen Sie von Ihrem Kind Abschied nehmen: Dieser Abschied kann bereits in der Klinik erfolgen. Des Weiteren haben Sie aber auch die Möglichkeit, Ihr Kind mit nach Hause zu nehmen, um dort in gewohnter Umgebung Abschied zu nehmen. Allerdings ist hier ein zeitlicher Rahmen von 36 Stunden einzuhalten.

Die Bestattung tot geborener Kinder

In Deutschland gilt die Regel, dass Menschen frühestens 48 Stunden nach dem Versterben, bestattet werden dürfen. Auch bei Totgeburten muss man sich an diese Regelung halten. Bei der Bestattungsart wählen Sie zwischen Erd- oder Feuerbestattung, auch eine Seebestattung ist möglich. Ebenso können Sie bei der Auswahl der Grabstätte frei entscheiden: Möchten Sie für Ihr Kind ein Einzelgrab oder soll es im Familiengrab seinen Platz finden? Machen Sie sich in Ruhe Ihre Gedanken und informieren Sie sich umfangreich über alle Möglichkeiten.

Eine Taufe ist bei tot geborenen Kindern leider nicht möglich, dennoch wollen gerade religiöse Menschen die Kirche gerne miteinbeziehen. Viele nutzen daher die Möglichkeit, das Kind von einem Priester segnen zu lassen und organisieren einen Gedenkgottesdienst. Der Gottesdienst kann in aller Stille oder mit vertrauten Menschen stattfinden. Überlegen Sie auch das in Ruhe.

Wo finden betroffene Eltern Hilfe?

Zahlreiche Eltern benötigen Hilfe, um über die schmerzhafte Erfahrung einer Todgeburt hinwegzukommen. Hierfür gibt es Selbsthilfe- und Trauergruppen. Auch im Internet werden Betroffene diesbezüglich fündig.

Manchmal wird auch der Gang zum Psychologen nötig. Viele Betroffene sprechen auch mit Freunden und Verwandten, um das schreckliche Ereignis besser verarbeiten zu können. Oft ist es so, dass gerade der Mutter bei einer Totgeburt sehr viel Beachtung geschenkt, aber der Vater vergessen wird. Hier gilt: Auch Väter müssen diesen schweren Verlust verarbeiten und brauchen genauso Hilfe und gute Freunde an ihrer Seite.

Körperliche Erholung

Neben der „psychischen Erholung“ braucht auch Ihr Körper eine gewisse Zeit, bis er wieder „der Alte“ ist. Genau wie nach einer Lebendgeburt, werden sich der Wochenfluss und eventuell auch die Milchbildung bei Ihnen einstellen. Den Milchfluss können Sie mit Medikamenten unterbinden oder ihn einfach auf natürlichem Wege versiegen lassen. Der Wochenfluss wird Sie einige Wochen begleiten. Nach sechs Wochen findet die reguläre Nachuntersuchung statt, genauso wie bei einer Lebendgeburt auch.

Gönnen Sie sich in der Zeit nach der Totgeburt viel Ruhe und praktizieren Sie gerne auch die Rückbildungsgymnastik, so werden Sie schnell wieder fit. Lassen Sie sich auch gerne helfen, wenn eine Freundin oder Nachbarin Ihnen gewisse Aufgaben abnehmen möchte. Allerdings sollten Sie nur Hilfe in Anspruch nehmen, wenn Sie das auch selbst wollen. Vielleicht wollen Sie sich nicht ständig „bemuttern“ lassen und können viele Dinge auch selbst regeln und tun, dann sagen Sie das klar und deutlich.
Durch den Mutterschaftsurlaub müssen Sie auch nicht arbeiten gehen, sodass Sie die nötige Auszeit nutzen können, um sich körperlich aber auch psychisch zu erholen.

Wie sieht es mit einer weiteren Schwangerschaft aus?

Zahlreiche Frauen möchten so schnell es geht wieder schwanger werden. Trotz des Wunsches einer erneuten Schwangerschaft werden die Frauen von einer gewissen Angst begleitet und fürchten sich vor einer weiteren Totgeburt. Diese Angst ist völlig normal und sollte auch ernst genommen werden.

Ist diese Angst in allen Fällen aber auch begründet? Folgt bei allen Frauen, die einmal eine Totgeburt hatten, bei einer erneuten Schwangerschaft die nächste?

Nein, denn zahlreiche Frauen, die dieses schreckliche Ereignis hinter sich haben, bringen infolge gesunde Kinder zur Welt. Gerade wenn die Todesursache des Kindes nicht geklärt werden konnte, und das ist bei der Hälfte aller Totgeburten der Fall, besteht bei einer weiteren Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko, erneut diesen Verlust erleben zu müssen.

Konkrete Vorkehrungen treffen

Wurde die Ursache für die Totgeburt gefunden, haben heute Ärzte die Möglichkeit, bereits im Vorfeld einer erneuten Schwangerschaft, konkrete Vorkehrungen zu treffen und schwangere Frauen gezielt zu überwachen. War beispielsweise ein Gendefekt die Ursache für die Totgeburt, sollten Sie vor einer erneuten Schwangerschaft das Gespräch mit einem Humangenetiker suchen. Informieren Sie sich genau, welche Risiken für Sie bestehen.

Ihr Arzt wird Sie auch darauf hinweisen, dass Sie bestimmte Vorkehrungen treffen, um gewisse Infektionen auszuschließen. Versuchen Sie so gesund, wie möglich zu leben, achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Ruhezeiten und stellen Sie auch das Rauchen ein. Alkohol sollte ebenfalls nicht konsumiert werden.

Bluthochdruck oder Diabetes?

Wenn Sie unter bestimmten Grunderkrankungen, wie beispielsweise hohem Blutdruck oder Diabetes leiden, wird Ihr Arzt versuchen, Sie medikamentös so gut es geht einzustellen, damit diese Grunderkrankung keinen negativen Einfluss auf die Schwangerschaft nehmen kann.

Halten Sie die Vorsorgeuntersuchungen während Ihrer Schwangerschaft genau ein, nehmen Sie zusätzlich angebotene Untersuchungen unbedingt wahr. Achten Sie außerdem auf Signale Ihres Körpers und gehen Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Arzt. Sollten sich bei Ihnen vaginale Blutungen einstellen, müssen Sie sich allerdings sofort in ärztliche Behandlung begeben. Achten Sie auch auf die Kindsbewegungen: Glauben Sie, keine Kindsbewegungen mehr zu spüren, wenden Sie sich ebenso umgehend an Ihren Gynäkologen, auch dann, wenn Sie sich nicht sicher sind. Bleiben Sie auch mit der Hebamme in Kontakt, sie wird es sein, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht.

Wer schon einmal eine Totgeburt erlebt hat, wird immer von gewissen Ängsten begleitet sein. Stehen Sie dazu, weil diese Ängste völlig normal sind. Versuchen Sie aber auch, sich nicht von den Ängsten völlig einschränken zu lassen, da es durchaus möglich ist, auch nach einer Fehlgeburt eine völlig normale Schwangerschaft zu haben. Diesen Beweis liefern zahlreiche Frauen auf der Welt.

Das Gespräch suchen

Wer sehr unsicher ist, wie er sich verhalten soll, sollte unbedingt das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen. Sprechen Sie auch gerne mit unterschiedlichen Medizinern, wenn Ihnen das hilfreich erscheint. Sie werden sehen, dass Sie dadurch an Sicherheit gewinnen und Ihre Ängste reduzieren können. Und vielleicht kehrt dann auch der Mut zurück, das Wagnis einer weiteren Schwangerschaft einzugehen.

Wer nicht sicher ist, sollte sich für die Entscheidung Zeit lassen und sich von niemandem und vor allem nicht von sich selbst unter Druck setzen lassen. Auch hier gilt: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, dies ist meist die richtige Entscheidung.

Bildnachweis: © PhotographyByMK – Fotolia.com


Ähnliche Beiträge



Kommentare

Heike 3. Juli 2019 um 14:18

Ich unterstütze meine Bekannte bei der Vorbereitung der Beerdigung ihres Kindes. Gut zu wissen, dass eine Seebestattung möglich ist. Einerseits wird es gut für meine Bekannte, dass sie nicht um das Grab zu kümmern braucht.

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *