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Späte Fehlgeburt

Wenn Mediziner von einer Fehlgeburt sprechen, unterscheiden sie zwischen einer frühen und einer späten Fehlgeburt. Tritt das Ereignis im ersten Drittel der Schwangerschaft auf, was zu 75 Prozent der Fall ist, handelt es sich um eine sogenannte frühe Fehlgeburt. Verlieren Frauen das Baby erst zwischen der 12. und 24. Woche ist von einer späten Fehlgeburt die Rede.

Die rechtliche Seite nimmt das Geburtsgewicht hinzu, um den passenden Ausdruck für das Ereignis zu finden. Hier spricht man nur dann von Fehlgeburt, wenn das Kind weniger als 500 Gramm wiegt. Werden die 500 Gramm beim Geburtsgewicht überschritten, handelt es sich um eine Totgeburt. Eine Totgeburt wird manchmal auch Stillgeburt genannt: Dieser Begriff kommt aus dem Englischen und leitet sich von „Stillbirth“ ab.

Warum kommt es zu einer späten Fehlgeburt?

Unterschiedliche Ursachen können zu einer späten Fehlgeburt führen. Leidet die schwangere Frau beispielsweise unter einer Zervixinsuffizienz oder unter Uterusanomalien kann es zur späten Fehlgeburt kommen. Weitere Auslöser können von der Plazenta ausgehende Probleme sein. Hierzu zählen Blutungen oder eine Plazentainsuffizienz. Liegt eine Plazentainsuffizienz vor, kann das Baby nicht optimal versorgt werden. Nährstoffe sowie auch Sauerstoff gelangen möglicherweise nicht in ausreichender Form zu dem Ungeborenen. Auch bestehende bakterielle Infektionen bei der werdenden Mutter können als mögliche Ursachen in Betracht gezogen werden. Hierzu zählen die Listeriose und die Toxoplasmose. Vorzeitige Wehen werden gerne von Streptokokken B ausgelöst.

Auch wenn es Probleme bei der Entwicklung des Ungeborenen gibt, die durch Chromosomenschäden entstanden sind, wie beispielsweise beim Neuralrohrdefekt kann es zu einer späten Fehlgeburt kommen. Ebenso sind eine Rhesus-Unverträglichkeit und angeborene Herzschäden nicht selten für die Fehlgeburt verantwortlich. Auch eine Mehrlingsschwangerschaft muss in Betracht gezogen werden.

Bestehende Grunderkrankungen bei der werdenden Mutter wie Diabetes, Bluthochdruck oder Epilepsie können ebenfalls zur späten Fehlgeburt führen.

Je älter eine Frau bei einer Schwangerschaft ist, desto höher ist auch das Risiko, das Baby durch eine Fehlgeburt zu verlieren. Ein deutliches Ansteigen der Fehlgeburten zeigt sich bei Frauen die über 30 sind. Ab dem 35. Lebensjahr steigt das Risiko bei einer Schwangerschaft eine Fehlgeburt zu erleiden nochmals an. Auch Gendefekte bei dem Ungeborenen finden sich vermehrt bei älteren Frauen, diese sind dann auch die Auslöser einer Fehlgeburt.

Mögliche Anzeichen für eine späte Fehlgeburt

Kündigt sich eine späte Fehlgeburt an, spüren die Frauen Wehenschmerzen oder haben Blutungen, die meist sehr stark ausgeprägt sind und auch oft Blutklumpen enthalten. Auch ein frühzeitiger Blasensprung und das damit verbundene Verlieren des Fruchtwassers ist ein sicheres Zeichen, dass es zur späten Fehlgeburt kommen wird. Hier sprechen Mediziner vom spontanen Abort.

Bei vielen Frauen zeigen sich jedoch keine Anzeichen, dass mit dem Kind im Mutterleib irgendetwas nicht stimmt. Oft wird erst bei einer Kontrolluntersuchung festgestellt, dass das Baby nicht mehr lebt, da keine Herztöne mehr zu hören sind. Dann handelt es sich um einen stillen Abort.

Liegt ein stiller Abort vor, wird meist darauf gewartet, dass die Wehen von alleine einsetzen. Geschieht dies nicht, muss die Geburt künstlich eingeleitet werden.

Es gibt Frauen, die die Geburt so schnell wie möglich hinter sich bringen möchten, andere Frauen wiederum, brauchen Zeit sich von ihrem Kind verabschieden zu können. In der Regel bestehen keine gesundheitlichen Bedenken, sodass die Ärzte meist auch auf die Wünsche der Frauen eingehen.

Ist es empfehlenswert das tote Baby anzusehen?

Laut Studien weiß man heute, dass es von zahlreichen Eltern durchaus als positiv betrachtet wird, das tote Baby anzusehen. Sicherlich sollte diese Entscheidung ganz individuell gehandhabt werden und auch die Schwangerschaftswoche sowie die besonderen Umstände der Fehlgeburt mit in Betracht gezogen werden. In den Kliniken besteht meist die Möglichkeit, das tote Kind in den Arm zu nehmen, um sich so Erinnerungen zu schaffen und sich von ihm zu verabschieden. Viele Eltern fotografieren das tote Baby auch, um es besser in Erinnerung behalten zu können. Sicherlich gibt es auch Eltern, die Angst vor der Konfrontation mit ihrem toten Kind haben, dann kann die Hebamme zunächst eine Beschreibung des Kindes geben, bevor die Eltern sich entschließen es anzusehen. Das Baby im Arm zu halten kann sehr wichtig für die Bewältigung der Trauer und des Schmerzes sein – ob man das nun tatsächlich tun möchte, muss jedes Elternpaar für sich ganz alleine entscheiden.

In manchen Kliniken weist man die Frauen nicht direkt daraufhin, ihr Baby anschauen zu dürfen. Wer sein Kind aber sehen möchte, sollte dies im Vorfeld unbedingt ansprechen, denn jedes Elternpaar hat das Recht dazu.

Es kommt auch vor, dass nicht beide Partner bereit sind, das Kind ansehen zu wollen, auch in einem solchen Fall sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Einzig bei einer Absaugung oder bei einer Ausschabung ist es nicht immer ratsam, das tote Kind zu betrachten, da es durch den Vorgang in seinem Aussehen verändert sein wird.

Die Ursache einer späten Fehlgeburt ist für viele Paare wichtig

Die meisten Paare wollen gerne den Grund wissen, warum es zu diesem schrecklichen Ereignis gekommen ist. Hierfür bieten sich gewisse Untersuchungen an: In manchen Fällen reicht ein Bluttest bei der Mutter aus, um Licht ins Dunkle zu bringen oder die Untersuchung der Plazenta gibt Aufschluss über die möglichen Ursachen. Ebenso kann es sein, dass nur eine Autopsie des Babys Klarheit über die Ursache bringen kann. Dennoch sollten Sie wissen, dass auch eine Autopsie nicht in allen Fällen den wahren Grund des Todes herausfinden kann.

Eine Autopsie kann eventuell die Todesursache erklären. Sie gibt außerdem über den Entwicklungsstand des Ungeborenen Aufschluss und bestimmt das Geschlecht des Babys. In einigen Fällen wird angeraten, eine Autopsie beim toten Baby durchführen zu lassen, um durch die gewonnenen Ergebnisse bei einer erneuten Schwangerschaft gezielter auf die Problematik achten zu können. Dennoch entscheiden die Eltern alleine, ob eine solche Untersuchung durchgeführt werden soll oder nicht.

Viele Eltern machen sich die Entscheidung diesbezüglich nicht leicht, daher ist eine umfassende Information von Seiten der Ärzte sehr wichtig. Eine Autopsie geht immer mit einer schriftlichen Einverständniserklärung einher, ohne Unterschrift von den Eltern wird das Baby nicht untersucht.

Betreuung nach einer späten Fehlgeburt

Eine späte Fehlgeburt ist auch eine Geburt und auch in diesem Fall haben Sie das Recht auf die Nachsorge durch ihre Hebamme. Allerdings besteht kein Recht auf Mutterschutz. Die meisten Frauen brauchen nach einer Fehlgeburt eine Auszeit von ihrer Arbeit und können dann die Möglichkeit einer Krankschreibung nutzen. Frauen, die eine Fehlgeburt hatten, sind verpflichtet ihren Arbeitgeber dahin gehend zu informieren.

In den meisten Bundesländern ist eine Beerdigung infolge einer späten Fehlgeburt nicht vorgesehen, dennoch können Sie Ihr totes Kind gerne bestatten lassen. Allerdings müssen sich betroffene Eltern leider auf einige Hindernisse bei dem Wunsch einer Bestattung einstellen.

Es ist durchaus schon vorgekommen, dass die Klinik, in der das Kind entbunden wurde, Schwierigkeiten macht, es herauszugeben oder der örtliche Friedhof eine Beerdigung ablehnt. In diesen Fällen ist es hilfreich eine ärztliche Bescheinigung einzuholen, in der bestätigt wird, dass das Kind keine ansteckende Krankheit hat. Verweigert Ihnen das Friedhofsamt eine Bestattung, müssen Sie diese Ablehnung akzeptieren und sich eine andere Ruhestätte für Ihr Baby suchen.

Manche Eltern denken auch über eine Taufe nach – getauft werden aber nur lebende Kinder. Eine Segnung und/oder ein Gedenkgottesdienst sind aber durchaus möglich.

Hilfe nach einer späten Fehlgeburt

Manche Eltern schaffen es alleine über den schmerzvollen Verlust ihres Kindes hinwegzukommen, andere wiederum brauchen Hilfe von außen. Hierfür bieten sich Selbsthilfegruppen oder Psychologen an. Auch im Internet findet man Trauer-Gruppen, in denen man sich austauschen kann. Ein Austausch und Gespräche sind wichtig, egal in welcher Form und mit wem sie stattfinden. Denn nur über das Aussprechen des Schmerzes kann ein solches Ereignis verarbeitet werden.

Welche körperlichen Veränderungen werden sich zeigen?

Genauso wie bei einer ganz normalen Geburt wird sich der Wochenfluss einstellen. In Abhängigkeit der Schwangerschaftswoche wird sich auch der Milchfluss zeigen, der Sie natürlich noch einmal an das Geschehene erinnert. Wenden Sie sich bei Problemen gerne an Ihre zuständige Hebamme, die Ihnen mit guten Tipps zur Seite stehen wird. Sechs Wochen nach der Fehlgeburt steht dann die Nachuntersuchung an.

Die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt

Jede Frau, die einmal eine Fehlgeburt hatte, wird bei einer weiteren Schwangerschaft Angst haben, erneut eine Fehlgeburt zu erleben. Sprechen Sie mit dem Arzt über die möglichen Ursachen, damit gegebenenfalls bei einer erneuten Schwangerschaft alle nötigen Maßnahmen ergriffen werden können, damit es nicht wieder zum selben Ereignis kommt. In manchen Fällen müssen auch bestehende Grunderkrankungen berücksichtigt werden, um einer erneuten Fehlgeburt vorzubeugen.

Aber ganz wichtig ist es, den eigenen Mut nicht zu verlieren, dass alles gut gehen kann. Denn nicht jede Schwangerschaft verläuft gleich. Zahlreiche Frauen gebären durchaus gesunde Kinder, auch wenn sie schon einmal eine Fehlgeburt hatten.

Es kann durchaus hilfreich sein, den Austausch mit anderen Betroffenen zu suchen, um die Hoffnung auf ein gesundes Kind nicht aufzugeben.

Angst zu haben ist völlig normal, dennoch ist es auch wichtig, sich dieser Angst zu stellen. Ob eine Frau allerdings erneut schwanger werden will, muss sie ganz alleine für sich selbst entscheiden.

Bildnachweis: © cranach – Fotolia.com


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