Ab wann nennt man es Frühgeburt?
Der Begriff Frühgeburt definiert sich über zwei Faktoren. Zum einen nennt man alle Babys Frühgeburten, die nach der 12. und vor der 37. Schwangerschaftswoche, also 37 + 0, mit Lebenszeichen zur Welt kommen.
Doch nicht nur die erreichte Schwangerschaftswoche spielt eine Rolle, sondern auch das Gewicht des Kindes. Deshalb werden auch Totgeburten, die innerhalb dieses Zeitfensters geboren werden und ein Geburtsgewicht von 500 Gramm erreicht haben, als Frühgeburt eingestuft.
Jedes Gramm zählt – Geburtsgewicht entscheidend
In Deutschland kommen etwa acht bis zehn Prozent aller Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Ein ganz geringer Prozentsatz von etwa einem Prozent wird sogar vor der 32.
Schwangerschaftswoche geboren und aufgrund der heutigen medizinischen Möglichkeiten, haben diese Kinder reale Überlebenschancen.
Hierbei kommt dann nämlich das Geburtsgewicht ins Spiel, denn Frühgeburten unter 500 Gramm haben auch heute noch kaum Möglichkeiten zu überleben. Deshalb ist es für viele werdende Eltern auch ein wichtiges Etappenziel während der Schwangerschaft, wenn sie vom Frauenarzt hören, dass die 500 Gramm erreicht bzw. am besten sogar überschritten sind. Hier zählt wirklich jedes Gramm!
Die Begriffe Fehlgeburt und Abort
Verliert man sein Baby noch vor der 12. Schwangerschaftswoche, so spricht man im Allgemeinen von einer Fehlgeburt. Eine Fehlgeburt entspricht derselben Begrifflichkeit wie ein Abort und vor der 12. Schwangerschaftswoche nennt man es daher Frühabort.
Von einem Spätabort spricht man, wenn das Baby nach der 12. Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht von unter 500 Gramm und keinen Lebenszeichen auf die Welt kommt.
Ein Totgeborenes hat zwar bei der Geburt über 500 Gramm Gewicht, aber zeigt keinerlei Lebenszeichen.
Medizinischer Begriff der Fehlgeburt
Laut dem Saling Institute verwendet man den medizinischen Begriff der Fehlgeburt für den Verlust der Fruchtanlage, was zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft passiert. Zudem zählt dazu der Verlust eines Embryos und der eines Babys, welches mit weniger als 500 Gramm tot zur Welt kam.
Aufgrund der modernen Medizin ist der Begriff des Spätaborts relativ selten geworden, denn bereits Babys, die um die 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, haben gute Überlebenschancen.
Wichtig hierbei ist dann in erster Linie das Geburtsgewicht, welches oft zwischen Leben und Tod entscheidet.
Bindung zwischen Kind und Eltern auf der Frühchen-Station
Was es tatsächlich bedeutet, eine Frühgeburt mit einem so geringen Geburtsgewicht von knapp 500 Gramm zu haben, realisiert man erst, wenn man mal die Gelegenheit hatte, sich auf einer Frühchen-Station umzusehen.
Die Arbeit, die dort unter strengsten hygienischen Bedingungen von Ärzten und Schwestern geleistet wird, ist sehr beeindruckend. Oftmals spielt sich das Leben vieler Familien noch monatelang auf einer solchen Station ab, bis das Baby die nötige Reife erreicht hat. Während dieser Zeit versucht man die Bindung zwischen dem Kind und den Eltern durch tägliches „Bonding“ (= Baby liegt über einen längeren Zeitraum auf dem nackten Oberkörper von Mutter oder Vater) zu intensivieren, denn auch besonders für das Kind ist diese Nähe lebenswichtig.
So erschreckend es manchmal ist, ein kleines Menschenwesen mit einem Gewicht von gerade mal drei Päckchen Butter, also rund 750 Gramm, zu sehen; so bewundernswert sind die Eltern, die immer hoffen und sich über jeden Fortschritt freuen und so beeindruckend sind diese kleinen Zwerge, die den Kampfgeist eines Löwen haben. Und sieht man dann die zahlreichen Danksagungen an den Wänden auf einer solchen Station, so ist man gerührt, wie vielen Familien hier Hoffnung und ein gemeinsames Leben mit ihrem Kind geschenkt wurde.
Hiermit soll verdeutlicht werden, dass es sicherlich nicht einfach ist, wenn man sein Baby stark verfrüht zur Welt bringen muss, aber heutzutage gibt es so gute medizinische Möglichkeiten, sodass man nach einer anstrengenden Zeit in der Klinik eines Tages sein Baby meist mit nach Hause nehmen darf und diese Kinder sich in der Regel auch altersgemäß, mit einer notfalls entsprechenden Förderung, entwickeln.
Gründe einer Frühgeburt
Die Gründe, warum es überhaupt zu einer Frühgeburt kommt, sind vielfältig und oft nicht genau zu definieren.
Manchmal spielt ein ungesunder Lebenswandel, der geprägt ist von Nikotin und alkohol, eine große Rolle.
Es kann aber auch mit Schwangerschaftsdiabetes zusammenhängen oder auch mit einer Unterversorgung des Kindes im Mutterleib. Die häufigste Ursache für eine Frühgeburt ist aber meist eine Vaginal-Infektion.
Anzeichen einer eintretenden Frühgeburt
Ob eine Frühgeburt droht, kann man an ein paar grundlegenden Anzeichen festmachen. Zunächst kommt es zu regelmäßigen, schmerzhaften Wehen, die dann häufig noch von erstem Flüssigkeitsabgang des Fruchtwassers oder auch leichten Blutungen begleitet werden. Stellt man dies fest, muss man umgehend in ein nahegelegenes Krankenhaus fahren, um die Situation abklären zu lassen.
Eine schnelle medizinische Versorgung ist in diesem Moment lebenswichtig für Mutter und Kind. Daher sollte man nicht lange versuchen zunächst den behandelnden Frauenarzt oder die Hebamme zu erreichen. Im Krankenhaus ist man dann am besten aufgehoben und die Ärzte dort können anhand des Ultraschalls und des CTG schnell erkennen, ob eine Frühgeburt tatsächlich droht.
Anhand eines vaginalen Abstrichs kann auch schnell geklärt werden, ob eine vaginale Infektion vorliegt und der Grund für die eintretende Frühgeburt ist.
In einem Krankenhaus hat man einfach alle Möglichkeiten direkt zu reagieren und entsprechend zu behandeln. Daher sollte man keine Zeit verlieren!
Krankenhaus mit Kinderstation
Viele Frauen suchen sich aus Angst vor einer Frühgeburt auch ein Krankenhaus aus, welches über eine entsprechende Kinderstation verfügt. So hat sie die Möglichkeit, ihr Kind direkt ohne großen Aufwand zu besuchen. Aus persönlichen Erfahrungen darf hier angemerkt werden, dass dies tatsächlich sinnvoll ist, denn wenn man als Frau nach der Geburt oder einem Kaiserschnitt noch nicht wieder richtig fit auf den Beinen ist, aber logischerweise umgehend sein Baby sehen möchte, ist der Aufwand sein Kind in der nahegelegenen Kinderklinik zu besuchen doch sehr umständlich und groß.
Schwierige Zeit für die Eltern
Da die Zeit nach einer Frühgeburt für die frischgebackenen Eltern in der Regel nicht leicht ist und man sich vielleicht sogar Vorwürfe macht, so gibt es psychologische Hilfe, die einem zur Seite steht. Informationen dazu erhält man bei seiner Hebamme oder im Krankenhaus. Oftmals hilft einem der Austausch mit Eltern in der gleichen Situation über die schwere Zeit hinweg und man findet Mut und Kraft für sein Kind zu kämpfen, bis es nach Hause darf.
Kinder, die nach der 37. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken, gelten im Übrigen als Reifgeborene. Hierbei spielen weder Gewicht noch Zustand des Säuglings eine Rolle.
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