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Körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft bringt eine Vielzahl an körperlichen Veränderungen mit sich. Dies zeigt sich nicht nur mit dem Babybauch, der im Verlauf der Schwangerschaft immer größer wird. Es zeigen sich auch Veränderungen, die durch Hormone vonstatten gehen, ebenso werden Veränderungen beim Stoffwechsel, an der Haut und auch beim Herz-Kreislauf-System erkennbar. Des Weiteren finden sich Veränderungen während der Schwangerschaft auch in Bezug auf die Lunge, den Magen-Darm-Trakt und den Nieren.


Warum es zu diesen Veränderungen kommt und warum sie wichtig sind, erfahren Sie in der nachfolgenden Zusammenfassung.

Das Herz-Kreislauf-System

Während einer Schwangerschaft steigt das Blutvolumen bis etwa zur 36. Schwangerschaftswoche stetig an, was unter anderem auch ein, um 35 Prozent, erhöhtes Wasservolumen zur Folge hat. Die roten Blutkörperchen hingegen vermehren sich nur um 25 Prozent. Dadurch wird erklärbar, dass Frauen während der Schwangerschaft einen niedrigeren Hämoglobin- und Hämatokritwert haben. Hier sprechen Mediziner von einer natürlichen Schwangerschaftsanämie. Dieser Zustand ist jedoch notwendig, damit sich eine bessere Durchblutung im Mutterkuchen entwickeln kann.

Des Weiteren beobachten Mediziner einen geringen Anstieg der weißen Blutkörperchen.
Regelmäßige Blutuntersuchungen bezüglich des Hämoglobinwertes sind während der Schwangerschaft wichtig. Zum Zeitpunkt der Geburt ist ein Hämoglobinwert von zwölf Prozent ein Grenzwert. Liegt der Hämoglobinwert unter zwölf, muss Eisen substituiert werden. Der tägliche Eisenbedarf während der Schwangerschaft liegt zwischen zwölf und 15 Milligramm.

Weitere Veränderungen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems

Die Blutgerinnung zeigt sich in der Zeit einer Schwangerschaft erhöht, ebenso die Blutsenkungsgeschwindigkeit. Außerdem schlägt das Herz schneller, was eine Erhöhung des Herzminutenvolumens zur Folge hat. Im letzten Schwangerschaftsdrittel zeigen sich auch veränderte Blutdruckwerte. Bei der Blutdruckmessung fallen vor allem erhöhte diastolische Werte auf. Es kann aber auch zu niedrigem Blutdruck kommen, gerade dann, wenn die schwangere Frau sich in der Rückenlage befindet. Gleichzeitig besteht aber eine erhöhte Herzfrequenz.

Ebenso beobachtet man bei schwangeren Frauen eine geringere Durchblutung der Nieren, die bis 50 Prozent betragen kann. Mediziner sprechen dann vom Vena-cava-Kompressionssyndrom: Durch die Lagerung kommt es zum „zudrücken“ der unteren Hohlvene und der Transport des Blutes aus den unteren Körperregionen ist gestört. Damit sich der Blutrückstrom verbessert, empfiehlt es sich, des Öfteren auf die Seite zu liegen. Zusätzlich ist es auch hilfreich, den Bauch mit einem Kissen zu stützen.

Durch das Wachsen der Gebärmutter kann es außerdem zu Stauungen in den Venen kommen. Dies bezieht sich vorwiegend auf die Gefäße der unteren Extremitäten. Es besteht ein erhöhter Druck in den Venen. Leidet die Schwangere bereits unter Krampfadern oder Bindegewebsschwäche kann sich der erhöhte Druck negativ auf die Venenklappen auswirken. Es kann vorkommen, dass sich die Klappen nicht mehr richtig schließen und das Blut zurücksackt. Dadurch kommt es zur Dehnung der Gefäße, was wiederum Krampfadern zur Folge hat.

Krampfadern können sich auch am After als Hämorrhoiden oder an der Scheide zeigen. Es ist ratsam, die Beine öfters hochzulegen sowie längeres Sitzen und Stehen zu vermeiden. In einigen Fällen ist das Tragen von Stützstrümpfen durchaus empfehlenswert.

Veränderungen bezüglich der Lunge

Bereits in der frühen Schwangerschaft kann es zu Atemnot kommen. Dies erklärt sich durch das Ansteigen des Atemminutenvolumens und durch die vermehrte Einatemtiefe. Der Sauerstoffverbrauch wird durch diese Ansteigung übertroffen und Mediziner sprechen dann von einer Hyperventilation. Ärzte gehen davon aus, dass die Hyperventilation durch veränderte Gaskonzentrationen entsteht. Schon bei einer geringen körperlichen Belastung muss eine schwangere Frau vermehrt „schnaufen“.

Die Niere

Bei schwangeren Frauen findet sich auch eine erhöhte Nierendurchblutung, welche auf das vermehrte Blutvolumen zurückzuführen ist. Dadurch erhöht sich außerdem die Urinmenge, was den häufiger werdenden Toilettengang zur Folge hat. Auch durch das Wachsen der Gebärmutter, die auf die Blase drücken kann, müssen werdende Mütter vermehrt zur Toilette.

Des Weiteren kommt es, gerade am Anfang einer Schwangerschaft, zur vermehrten Zuckerausscheidung im Urin. Hier ist strengstens von Zuckerkrankheiten zu unterscheiden.

Außerdem zeigen sich bei werdenden Müttern auch erweiterte Harnleiter und Nierenbecken, wobei die rechte Seite stärker geweitet ist als die linke Seite. Diese Ausweitung wird dem Hormon Progesteron zugesprochen, welches für die Entspannung der glatten Muskelzellen verantwortlich ist. Durch die Ausweitung sowie die entspannten Muskelzellen kann es vorkommen, dass der Urin im Harnleiter verbleibt und es Keimen leichter gemacht wird, sich anzusiedeln. Die Folge kann eine Nierenbeckenentzündung sein.

Der Mund-Magen-Darm-Trakt

„Jede Schwangerschaft kostet einen Zahn“, diese alte These kann zwar nicht ausschließlich bewiesen werden, dennoch weiß man heute, dass der Zahngesundheit während der Schwangerschaft eine bedeutende Rolle zukommt. Die Zähne von werdenden Müttern sind anfälliger als die Zähne von nicht schwangeren Frauen, was auf die veränderte Durchblutung der Mundschleimhaut und den Veränderungen bei der Zusammensetzung des Speichels zurückzuführen ist. Des Weiteren zeigt sich bei einigen Schwangeren auch ein Ptyalismus (vermehrte Speichelproduktion). Ist die Speichelproduktion sehr ausgeprägt, nennt man dies in der Fachsprache Ptyalismus gravidarum. Ptyalismus gravidarum tritt nicht selten in Kombination mit Schwangerschaftserbrechen auf, das sich ausgeprägt präsentiert.

Die entspannte Muskulatur ist ebenso für das Sodbrennen verantwortlich, das sich bei manchen Schwangerschaften zeigt. Bei 50 Prozent aller werdenden Mütter wird Sodbrennen beobachtet. Wenn der Druck im Bauch zunimmt, gelangt der saure Mageninhalt zurück in die Speiseröhre und äußert sich als unangenehmes bis schmerzhaftes Sodbrennen. Dies passiert gehäuft beim Hinlegen der schwangeren Frau. Sodbrennen kann außerdem zu Entzündungen in der Speiseröhre führen.

Man weiß heute auch, dass die Säureproduktion am Anfang der Schwangerschaft abnimmt und eine Untersäuerung besteht. Zur Zeit der Geburt herrschen dann wieder völlig normale Werte. Des Weiteren verändert sich auch die Lage des Magens, der sich mehr nach links und außerdem gedreht platziert. Dies ist auf die wachsende Gebärmutter zurückzuführen und völlig normal.

Auch im Darm ist die Muskulatur vermehrt entspannt und hat Auswirkungen auf den Transport des Darminhaltes. Der liegen gebliebene Darminhalt führt nicht selten zur Obstipation (Verstopfung). Wer schon vor der Schwangerschaft zur Trägheit des Darmes neigte, sollte bestimmte Vorkehrungen treffen. Es kann sehr hilfreich sein, den Transport des Darminhaltes wieder anzuregen, indem die Schwangere viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Am besten sollte bereits am Morgen ein Glas Wasser getrunken sowie auf schlackenreiche Kost geachtet werden.

Bewegung, die der Schwangerschaft angepasst wird, ist ebenfalls empfehlenswert. Ist die Obstipation ausgeprägter Natur, können schwangere Frauen gerne Quellstoffe zu sich nehmen. Quellstoffe sollten immer mit vermehrter Flüssigkeitszufuhr einhergehen. Liegt eine sehr hartnäckige Verstopfung vor, kann auch auf Medikamente zurückgegriffen werden – natürlich nur in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt.

Die Leber und der Stoffwechsel

Bei dem Organ „Leber“ kommt es in aller Regel zu keinerlei Problemen während einer Schwangerschaft. Hingegen beim Kohlehydratstoffwechsel finden sich Veränderungen, da der Körper der Mutter versucht, ausreichend Kohlehydrate für das Ungeborene zu liefern. Die Insulinwirkung zeigt sich reduziert, der Zucker im Blut kommt nicht leicht in die Zellen. Des Weiteren erhöht ein Hormon, das aus dem Mutterkuchen stammt, den Blutzuckerspiegel. Haben Frauen Probleme mit einer Zuckerkrankheit, kann sich während der Schwangerschaft ein Diabetes zeigen.

Auch beim Fettstoffwechsel zeigen sich Veränderungen: Warum die Blutfettwerte allerdings ansteigen, ist bis heute nicht ausreichend erklärbar. Etwa sechs Wochen nach der Entbindung ist alles wieder „im grünen Bereich“. Ebenso nimmt eine Schwangerschaft auf die Aufnahme und Ausscheidung von Eiweiß Einfluss. Der Körper nimmt vermehrt Eiweiß auf und scheidet weniger Eiweiß aus. Das Ganze trägt den Namen Stickstoffbilanz. Durch diesen Vorgang bilden sich die Eiweiße beim Baby. Die Eiweißanteile werden im Blut wenig ausgeglichen und verdünnt. Der Albumineiweißgehalt (Bindungseiweiß) im Blut sinkt besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel. Dadurch kann es zu Wassereinlagerungen kommen und Fachleute sprechen dann vom onkotischen Druck.

Veränderungen der Haut

Auch die Haut kommt an den Veränderungen während einer Schwangerschaft nicht vorbei und zeigt sich mittels starker Pigmentierung besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel. Von der verstärkten Färbung sind vor allem Frauen mit dunklen Haaren betroffen. Bei diesen Frauen zeigen sich Verfärbungen an den Brustwarzen, im Bereich des Nabels sowie an Vulva und After.

Des Weiteren zeigen sich bei einigen Frauen Flecken im Gesicht, die sich meist nach der Geburt wieder zurückbilden. Allerdings kann die Fleckenbildung in leichter Form auch bestehen bleiben. Chloasma uterinum nennt man eine ausgeprägte Fleckenbildung. Wer sich nach der Entbindung für ein hormonelles Verhütungsmittel entscheidet, muss erneut mit eventuellen Verfärbungen rechnen.

Außerdem zeigt sich zum Ende der Schwangerschaft oder in der Zeit nach der Entbindung, bei einigen Frauen Haarausfall, der sich jedoch wieder normalisiert.

Durch die vermehrte Dehnung der Haut finden sich bei manchen Frauen die sogenannten „Striae“, besser bekannt als Schwangerschaftsstreifen. Die oberflächliche Hautverdünnung zeigt die darunter liegenden Gefäße deutlicher. Schwangerschaftstreifen bilden sich hauptsächlich an der Brust, am Gesäß und am Bauch. Ist das Kind auf der Welt, bilden sich die Striae wieder zurück, dennoch bleiben sie als narbige Streifen sichtbar.

Natürlich stellt sich auch hier die Frage, warum es zu solchen Streifen während der Schwangerschaft kommt? Mediziner sprechen die Ursache der Veränderung den elastischen Fasern zu. Diese Veränderung basiert auf die größere Ausschüttung von Kortison. Wie stark sich die Streifen nun zeigen, hängt im Wesentlichen von der Stärke einer eventuell vorhandenen Bindegewebsschwäche ab. Leider gibt es keine Therapie gegen Schwangerschaftsstreifen. Neben regelmäßigen Massagen soll aber auch das Eincremen eine positive Wirkung haben.

Die Hormone

Eine Schwangerschaft geht immer mit einer Vielzahl an hormonellen Veränderungen einher.
In der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) zeigt sich eine erhöhte Ausschüttung von Stimmulationshormonen, die für die Nebenniere bestimmt sind. Ebenso erhöht sich die Bildung der Wachstumshormone. Die Schilddrüsenstimmulation hingegen zeigt sich konstant. Allerdings vergrößert sich die Schilddrüse während der Schwangerschaft. Obwohl die Schilddrüse mehr Jod speichert, kommt es zu keiner Überfunktion. Die Steigerung des Stoffwechsels basiert auf den erhöhten Sauerstoffbedarf des Mutterkuchens.

Hormonelle Veränderungen zeigen sich auch in der Nebenniere, die im Laufe einer Schwangerschaft größer und auch schwerer wird. Es wird mehr Kortison gebildet, welches an Bluteiweiß gebunden wird und daher nicht wirken kann. Wie hoch die Eiweißkonzentration ist, hängt vom erhöhten Östrogenspiegel ab.

Außerdem werden weitere Hormone in der Nebenniere vermehrt produziert und auch ausgeschüttet. Dieser Vorgang ist aber bis heute noch nicht erklärbar.

Eine Schwangerschaft ist ein sehr komplexer Vorgang im Körper der Frau und wird durch unterschiedliche Veränderungen gesteuert. Viele dieser körperlichen Veränderungen sind notwendig, damit sich das Ungeborene gesund entwickeln kann.

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